Beschreibung

Esel gehören zu den ältesten Haustieren. Die ersten Esel wurden schon vor 7000 Jahren gezähmt; Ägypter setzten sie schon vor 6000 Jahren als Arbeitstiere ein. Die Kulturgeschichte des Menschen ist eng mit der des Esels verbunden (der Musikwissenschaftler Prof. Martin Vogel in seinem aus-gezeichneten wissenschaftlichen Werk „Onos Lyras“ über die Kulturgeschichte des Esels).

An der Entstehung des Hausesels waren beteiligt: a) der Atlasesel aus Nordwestafrika (ausgestorben zu Römerzeiten) b) der Nubische Wildesel (die letzten Wildtiere wurden 1975/76 abgeschossen) c) der Somali-Wildesel (vom Aussterben bedroht, es leben nur noch einige hundert Wildtiere)

Esel sind äußerst genügsame Tiere, kommen sie doch ursprünglich aus dem Wüsten- und Steppengürtel. Gesund ist für sie altes Gras, Heu und Stroh sowie hölzernes Astwerk (Ballaststoffe). Schädlich ist frisches Grün und Gras (Eiweißvergiftung) sowie Kraftfutter und viel Brot, auch wenn es trocken ist. Esel sind sehr gute Futterverwerter. Die meisten Esel werden bei uns krank durch falsches Futter und Verfettung, nicht durch Nahrungsmangel!!!

Esel werden nach ihrer Größe eingeteilt: Miniesel (in den USA) unter 92 cm Stockmaß; Zwergesel, Stockmaß bis 105 cm; Normalesel, Stockmaß bis 135 cm; Groß- oder Riesenesel haben ein Stockmaß von mehr als 135 cm, in dieser Gruppe gibt es auch anerkannte Rassen mit eigenem Stutbuch, z.B. Katalanischer Riesenesel (bis 160 cm), Andalusischer Riesenesel, reinweiß; Poitou-Esel mit über 400kg die schwersten Esel, die in Frankreich jahrhundertelang zur Maultierzucht (mit Mulassiern) verwendet wurden; sie haben zotteliges langes Haar; Martina-Franca-Esel aus Italien, dort früher wichtigstes landwirtschaftliches Nutztier; amerikanischer Mammoth Jack als Reit- und Zugtier. (siehe auch www.esel.org)

Esel sind störrig, dumm und faul, so lautet ein altes Vorurteil- das Gegenteil ist der Fall: sie sind intelligent und menschenzugewandt, besonnen und sehr bedächtige Typen. Pferde fliehen bei Gefahr; Esel bleiben wie angewurzelt stehen, sondieren die Lage und können zur Verteidigung notfalls auch heftig auskeilen. Dr. Norbert Sijben, Tel. 02133-5424


Esel sind nicht einfach Pferde mit langen Ohren…

Über die Unterschiede zwischen Eseln, Maultieren und Pferden, ein Bericht von Tierarzt Manfred Stoll

Für viele Laien ist ein Esel ein kleines Pferd oder irgend eine Unterart. Aber Esel sind einzigartige Equiden mit speziellen Eigenschaften und Qualitäten!

Natürlich sind sie verwand mit den Pferden und werden deshalb auch oft mit ihnen verglichen.

Maultiere sind nach wie vor wissenschaftliche Rätsel. Sie sind auch nicht gut wissenschaftlich erforscht. Sie eigenen sich auch nicht sehr gut für die Wissenschaft weil die wissenschaftlichen Daten durch die großen Unterschiede in der Maultierpopulation so stark variieren.

Was wissen wir also von den Eseln? Also Esel schreien und haben lange Ohren.

Esel haben ein komplett anderes Aussehen, Verhalten, sie trinken das Wasser anders, verhalten sich anders bei Gefahr, haben andere Ernährungsgewohnheiten (Siehe den Artikel Eselfütterung) und einen anderen Stoffwechsel.

Viele Regeln der Pferdehaltung sind schädlich für Esel. Allein eine pferdeadäquate Fütterung macht Esel fett, verursacht Hufrehe und führt zu Fruchtbarkeitsstörungen.

Das Applikationsintervall von Penicillin für Pferde bildet keine therapeutischen Blutwerte! Eine Routinekastration ohne Ligatur kann bei Eseln und Maultieren zu so extremen Nachblutungen führen, dass die Tiere sterben!

Deshalb bitte ich Sie Ihre Tierärzte darauf hinzuweisen denn in der Uni lernt man garantiert nichts über Esel!

Neben den Ohren und dem Schreien erkennt man Esel an der oft anderen Zeichnung des Kopfes: das lichtere, hellere und feinere Haar um das Maul und die Augen.

Esel haben keinen Schopf auf der Stirn und keinen Schweif sondern einen Schwanz.

Einige Eselhengste haben Zitzen am Bauch und haben relativ zum Körper einen viel größeren Penis als Pferde.

Eselhufe sind kleiner und haben eine dickere Hufwand und einen steileren Hufwinkel.

Der Widerrist ist niedriger und das Brustbein ragt weiter nach vorne. Das Becken hat eine andere Form. Der Unterkiefer ist dicker und aus dichterem Knochen und die Unterkieferäste liegen näher beieinander.

Esel haben 31 und Pferde 32 Paarchromosomen.

Die Trächtigkeit der Esel dauert ungefähr 365 – 370 Tage und länger, die der Pferde 335 – 346 Tage.

Esel sind langlebiger als Pferde. Alter über 45 Jahre ist keine Seltenheit. Die Zahnalterslehre des Pferdes lässt sich nicht einfach auf die Esel übertragen. Esel erscheinen dann viel jünger als sie sind.

Im 19. Jahrhundert wurde entdeckt, dass der Kehlkopf des Esels sich von dem der Pferde unterscheidet. Man hat festgestellt, dass die Esel nicht nur das Pferde - Wiehern nicht wollen sondern auch nicht können, da sie anders ausgebildete Stimmbänder haben und sich die ganze Topographie des Kehlkopfes unterscheidet.

Eine beachtenswerte Besonderheit ist bei den Eseln der Blindsack im Kehlkopf mit einer Größe von 2-3 cm x 6-7 cm. Denn in diesen Blindsack gerät oft die Nasensonde und der Tierarzt weiß dann nicht warum sie nicht in die Speiseröhre zu bekommen ist.

Es ist sehr wichtig entsprechend kleine Sonden einzusetzen um auch Blutungen möglichst zu vermeiden.

Die Halsvene der Esel (Vena jugularis) ist zum Leidwesen der Tierärzte bei Eseln im mittleren Drittel mit einem Hautmuskel überzogen der die Punktion in diesem Bereich sehr erschwert. Deshalb sollte das obere Drittel für Venenpunktionen aufgesucht werden.

Wer von uns Tierärzten einmal versucht hat beim Esel einen Tränennasengang zu spülen war in der Regel erstaunt keinen Ausgang in der Nase zu finden! Denn anders als beim Pferd, wo er am Nasenboden in die Nüster mündet, findet man den unteren Ausgang beim Esel im Dach der Nüster am Übergang der Schleimhaut zur Haut!

Esel haben 5, Pferde 6 Lendenwirbel.

Im Blutbild haben Esel weniger dafür größere rote Blutkörperchen. Die durchschnittliche Rektaltemperatur ist 37 Grad Celsius, variiert jedoch sehr stark. Bei kühlen Morgentemperaturen werden manchmal nur 35,5°C gemessen und bei Außentemperaturen über 40°C steigt die Temperatur auf um die 39°C.

Selbst bei schwerer körperlicher Anstrengung haben die Esel keine Schwierigkeit die Körpertemperatur dann auf ca. 39° zu halten.

Da der Stoffwechsel der Esel sich vom Stoffwechsel des Pferdes unterscheidet sind auch die Medikamenten – Abbauzeiten sehr unterschiedlich.

Wie schon oben angedeutet wird zum Beispiel Penicillin sehr schnell abgebaut. Wenn bei einer Infektion diese Eigenart nicht beachtet wird kann es zu großen Behandlungsschwierigkeiten kommen!

Andere Substanzen werden nur sehr langsam abgebaut, wie z.B. das Phenylbutazon, das bei Erkrankungen des Bewegungsapparates eingesetzt wird.

Mit einer regelmäßigen Pferdedosierung kann es dann zu Vergiftungserscheinungen kommen! Ähnliche Unterschiede in den Abbauzeiten der Medikamente kommen auch bei der Narkose zum tragen. Deshalb lieber Informationen vor einem Eingriff einholen als hinterher!

Tierarztpraxis Manfred Stoll
Praktischer Tierarzt – Homöopathie
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